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25. Todestag Hilde Krahl

Zum 25. Todestag der Schauspielerin Hilde Krahl zeigen wir drei ihrer frühen Filme aus dem Bestand der Murnau-Stiftung: Helmut Käutners ANUSCHKA (1942) und Wolfgang Liebeneiners GROSSSTADTMELODIE (1943) sind zum ersten Mal in Wiesbaden in ihrer digital restaurierten Fassung zu sehen. Letztgenannter mit einer Einführung von Filmrestauratorin Miranda Reason. GASTSPIEL IM PARADIES (1938) von Karl Hartl wird als 35mm-Kopie gespielt. Im Juli setzen wir die Reihe fort mit TRÄUMEREI (1944), MEINE FREUNDIN JOSEFINE (1942) und G.W. Pabsts KOMÖDIANTEN (1941).

Hilde Krahl, verheiratete Liebeneiner, geborene Hildegard Kolačný (* 10. Jänner 1917 in Brod a. d. Save, Österreich-Ungarn; † 28. Juni 1999 in Wien) wurde als Tochter einer Kroatin und eines Österreichers geboren. Sie wuchs in Wien auf, wo sie nach dem Abitur 1935 ein Studium in der Klavierklasse der Musikakademie begann. Bald wechselte sie zur Schauspielschule Lambert-Offer, an der sie 1936 ihren Abschluss machte.  

Ihr Bühnendebüt gab sie 1936 im Wiener Kabarett „Literatur am Naschmarkt“ mit einer Parodie auf Paula Wessely; es folgten Auftritte am Raimund Theater und in der Scala. Der Theaterdirektor Ernst Lothar holte Krahl noch 1936 ans Theater in der Josefstadt, dessen Ensemble sie bis 1966 angehörte. Heinz Hilpert, der zeitweise das Theater in der Josefstadt und das Deutsche Theater in Berlin leitete, engagierte sie von 1938 bis 1944 auch an seiner Berliner Bühne. Zu Krahls bekanntesten Theaterrollen gehören die Klara in Hebbels „Maria Magdalena“, die Luise in „Kabale und Liebe“ sowie die Titelrollen in „Nora“ und „Maria Stuart“.

Parallel zu ihrem Bühnendebüt spielte sie 1936 ihre erste kleine Filmrolle in DIE PUPPENFEE. Noch im gleichen Jahre erregte sie durch ihre Nebenrolle der Schülerin Gertrud in MÄDCHENPENSIONAT (AT/HU 1936) erstmals Aufmerksamkeit – nicht nur die des Publikums, sondern vor allem auch die des Regisseurs Willi Forst. Von ihm erhielt sie eine Hauptrolle in SERENADE (1937), als junge Malerin und zweite Frau eines deutlich älteren Geigenvirtuosen. Krahl zeigte in der Rolle ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Gespür für die psychologisch komplexe Situation dieser Künstlerehe. 
Danach machte sie in der NS-Filmindustrie Karriere. Das deutsche Kinopublikum sah sie unter anderem als resolute Grandhotel-Erbin in GASTSPIEL IM PARADIES (1938). Kritikerlob erhielt sie auch für ihren Rolle in Werner Klinglers Melodram DIE BARMHERZIGE LÜGE (1939). Der endgültige Aufstieg zum Star gelang Hilde Krahl 1940 in Gustav Ucickys Puschkin-Verfilmung DER POSTMEISTER.

Von Beginn an hatte Krahl die unterschiedlichsten Frauentypen verkörpert, vom einfachen Mädchen bis hin zur weltgewandten Dame der höheren Gesellschaft. Dieser Bandbreite behielt sie auch in den Folgejahren bei. In Helmut Käutners ANUSCHKA (1942) gab sie eine einfache Bauerntochter, in Hans H. Zerletts MEINE FREUNDIN JOSEFINE (1942) eine angehende Modedesignerin. In der Filmbiografie TRÄUMEREI (1944) war sie die starke, mit aller Energie gegen die geistige Umnachtung ihres Mannes Robert Schumann ankämpfende Pianistin Clara Schumann. Zugleich bewies Krahl in Filmen wie G.W. Pabsts KOMÖDIANTEN (1941) als Gastwirt-Tochter, dass sie das heiter-komische Fach ebenso beherrschte wie dramatische Rollen.  

1944 heiratete Krahl Wolfgang Liebeneiner, Regisseur und Produktionschef der Ufa, mit dem sie zuvor zwei Filme gedreht hatte: die Melodramen DAS ANDERE ICH (1941) und GROSSSTADTMELODIE (1943). Anders als ihr Mann Wolfgang Liebeneiner wirkte Krahl in der NS-Zeit fast ausschließlich in Unterhaltungsfilmen mit. Einzige Ausnahme blieb der unvollendete Propagandafilm DAS LEBEN GEHT WEITER unter der Regie Liebeneiners. Der von Goebbels besonders geförderte Durchhaltefilm sollte den Überlebenswillen einer deutschen Familie im zerbombten Berlin demonstrieren. Doch auch die vermeintlich unpolitischen Unterhaltungsfilmen der NS-Zeit verbreiteten durch spezifische Rollenbilder, Stereotypen und Narrative, ihre Ideologie zu verbreiten.

Nach Kriegsende drehten Krahl und Liebeneiner bis 1952 noch sechs gemeinsame Kinofilme; Ende der 1960er Jahre folgten noch vier Fernsehproduktionen. Für ihre Rolle als lebensmüde Kriegswitwe in dem Trümmerfilm LIEBE 47(1949) wurde Hilde Krahl beim Internationalen Filmfestival von Locarno als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Die gemeinsam Tochter Johanna Liebeneiner, 1945 geboren, wurde ebenfalls Schauspielerin.

Weitere bedeutende Filme der 1950er Jahre waren unter anderem die musikalische Burleske MEINE NICHTE SUSANNE (1950), die Liebeskomödie WENN EINE FRAU LIEBT (1950) und Helmut Käutners kammerspielartiges Melodram WEISSE SCHATTEN (1951) mit Hans Söhnker. Ein großer Erfolg war auch Harald Brauns HERZ DER WELT (1952), in dem Krahl die österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und erste Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner verkörperte. Diese Leistung brachte ihr eine Nominierung zum Deutschen Filmpreis ein.

Ein Leinwandtriumph war ihre Lady Churchill, die ebenso intrigante wie geistreiche Hofdame in Helmut Käutners DAS GLAS WASSER (1960), nach dem Bühnenstück von Eugène Scribe. Neben hervorragenden Kritiken erhielt sie dafür den Deutschen Filmpreis. Trotzdem blieb DAS GLAS WASSER einer ihrer letzten Kinofilme und sie verlegte ihre Filmschauspielerei ganz aufs Fernsehen.

Auch auf der Bühne blieb Krahl erfolgreich und spielte in der Nachkriegszeit das gesamte Spektrum von Klassik bis Moderne. Am 28. Juni 1999 starb Hilde Krahl in Wien.

Text-Quelle: filmportal.de

Bild: Quelle Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

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