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Film

RESTAURIERUNG VON IMMENSEE (1943) UND OPFERGANG (1944)

RESTAURIERUNG VON IMMENSEE (1943) UND OPFERGANG (1944)

  • OPFERGANG mit Carl Raddatz und Harlans Frau Kristina Söderbau (Agfacolor-Kopie: Filmmuseum Düsseldorf) OPFERGANG mit Carl Raddatz und Harlans Frau Kristina Söderbau (Agfacolor-Kopie: Filmmuseum Düsseldorf)
  • OPFERGANG (Agfacolor-Kopie: Filmmuseum Düsseldorf) OPFERGANG (Agfacolor-Kopie: Filmmuseum Düsseldorf)
  • Irene von Meyendorff in OPFERGANG (Agfacolor-Kopie: Filmmuseum Düsseldorf) Irene von Meyendorff in OPFERGANG (Agfacolor-Kopie: Filmmuseum Düsseldorf)
  • IMMENSEE mit Carl Raddatz und Harlans Frau Kristina Söderbau (Agfacolor-Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin) IMMENSEE mit Carl Raddatz und Harlans Frau Kristina Söderbau (Agfacolor-Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin)

Die Restaurierungsarbeiten zu Veit Harlans Melodramen IMMENSEE (1943) und OPFERGANG (1944) in der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung sind abgeschlossen. Die außergewöhnliche Ästhetik, die OPFERGANG und IMMENSEE zu wichtigen filmhistorischen Zeitdokumenten macht, ist stark mit dem Agfacolor-Verfahren verbunden. Die bislang kursierenden Fassungen ließen das ursprüngliche Seherlebnis der Farbfilme allerdings nur erahnen. Die Restaurierung fand in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Barbara Flückiger vom Schweizer Forschungsprojekt DIASTOR statt. Die technischen Arbeiten wurden von ARRI Media vorgenommen.

Die digitale Restaurierung wurde gefördert von VGF Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH und der FFA Filmförderungsanstalt.

Harlan stieg unter den Nationalsozialisten zu dem wichtigsten Filmemacher Deutschlands auf. In einer Zeit des künstlerischen Konformismus verband er die nationalsozialistischen Ideologien wie kein anderer mit hohem ästhetischem und handwerklichem Können. „Ein Melodram hoch 10, Farbenspiele, Lichtreflexe, […] die Sie so noch nie gesehen haben.“ so Regisseur Dominik Graf über OPFERGANG. „Goebbels hasste den Film aufgrund seiner Morbidität und seiner abgründigen sinnlichen Atmosphäre. Ich denke, man sollte Harlan vielleicht die Ehre antun, diese überragenden Qualitäten in seinen Arbeiten irgendwann anzuerkennen.“

Die digital restaurierte Fassung von OPFERGANG wird ihre Weltpremiere beim 73. Venice International Film Festival feiern. In Deutschland ist sie kurz darauf, am 14. September 2016, zum ersten Mal im Murnau-Filmtheater zu sehen, gemeinsam mit der digital restaurierten Fassung von IMMENSEE als Weltpremiere.

Beide Titel erscheinen außerdem am 22. September 2016 bei Concorde Home Entertainment auf DVD und Blu-ray. Als Bonusmaterial gibt es umfangreiche Booklets mit Informationen zu den Restaurierungen sowie Vergleiche zu alternativen Fassungen.

Das Agfacolor-Verfahren 
Das in den 1930er Jahren von der I. G. Farbenindustrie AG entwickelte Agfacolor-Verfahren gehört zu den wichtigsten historischen Farbfilmverfahren. Es war das erste im Negativ-Positiv-System, bei dem das Filmmaterial aus drei übereinander aufgegossenen Emulsionsschichten bestand. Im Vergleich zu vorherigen Verfahren weist Agfacolor eine geringere Farbsättigung auf. Das Ergebnis sind dezentere, pastellfarbene und damit natürlichere Farbtöne. Zwischen 1939 und 1945 entstanden in Deutschland insgesamt 13 abendfüllende Filme in Agfacolor, darunter Harlans IMMENSEE (1943), OPFERGANG (1944), KOLBERG (1944), Josef von Bakys MÜNCHHAUSEN(1943), oder Georg Jacobys DIE FRAU MEINER TRÄUME (1944).

Zu den Filmen 
Anfang der 1940er Jahre war der hohe Stellenwert des Films in Deutschland ungebrochen. Der enorme Produktionsaufwand der neuen Farbfilme sollte die Leistungsfähigkeit der deutschen Filmindustrie auch in Kriegszeiten demonstrieren. Um Kosten zu sparen, drehte Veit Harlan IMMENSEE und OPFERGANG als Doppelproduktion. Die Dreharbeiten zu IMMENSEE begannen im Juni 1942, die zu OPFERGANG zwei Monate später. In beiden Melodramen spielten Carl Raddatz und Harlans Frau Kristina Söderbaum die Hauptrollen.

Harlan setzt in IMMENSEE den Umgang mit dem neuen Farbverfahren dramaturgisch souverän ein, unterstützt von den meisterhaften Nuancierungen seines Kameramannes Bruno Mondi. Harlans Stil beschreibt der Filmhistoriker Rainer Rother als „suggerierendes Erzählen par excellence“. Die effektvolle Verfilmung von Theodor Storms poetischer Novelle präsentiert im Kriegsjahr 1943 zeitgebunden ein Frauenbild zwischen Demut und Verzicht. Als der berühmte Dirigent Reinhart (Raddatz) erfährt, dass seine Jugendliebe Elisabeth (Söderbaum) den Erben des Hofes Immensee geheiratet hat, setzt er alles daran, sie zurückzuerobern.

Ausgehend von einer Novelle des Schriftstellers Rudolf G. Binding inszenierte Veit Harlan mit OPFERGANG eine melodramatische Dreiecksgeschichte, die ebenfalls die zeitgebundenen Themen Verzicht und Opferbereitschaft stimmungsvoll variiert. Der Hamburger Senatorensohn Albrecht Froben (Raddatz) ist zwischen seiner Frau Octavia (Irene von Meyendorff) und der schönen Nachbarin Aels (Söderbaum) hin- und hergerissen. Als er und Aels schwer erkranken, übernimmt Octavia nicht nur Albrechts Krankenpflege, sondern kümmert sich auch auf einzigartige Weise um Aels. Tatsächlich perfektionierten Harlan und Bruno Mondi in OPFERGANG die Bildgestaltung zu einer raffinierten Farbsymphonie mit subtiler Suggestivität.

Quellenangaben

Zitat Dominik Graf: http://deutsches-filminstitut.de/blog/carte-blanche-dominik-graf/

Zitat Dr. Rainer Rother: „Suggestion der Farben. Die Doppelproduktion: Immensee und Opfergang“. In: Bock, Töteberg (Hrsg.): Das Ufa-Buch. Frankfurt am Main, 1992. S. 452-455.

dvd

Ab 22. September 2016 neu und digital restauriert auf DVD & Bluray.

Venedig

Premiere bei den Venice Classics 2016