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  • Stummfilmkonzert ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS im hr-Sendesaal (© Beate Warkentien) Stummfilmkonzert ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS im hr-Sendesaal (© Beate Warkentien)
  • Live augeführt wurde die rekonstruierte Originalmusik des METROPOLIS-Meisterkomponisten Gottfried Huppertz (© Beate Warkentien) Live augeführt wurde die rekonstruierte Originalmusik des METROPOLIS-Meisterkomponisten Gottfried Huppertz (© Beate Warkentien)
  • Großer Applaus für Frank Strobel und das hr-Sinfonieorchester (© Beate Warkentien) Großer Applaus für Frank Strobel und das hr-Sinfonieorchester (© Beate Warkentien)
  • Vorstand Ernst Szebedits (Murnau-Stiftung) mit Musikern und Partnern vom Hessischen Rundfunk und ZDF/ARTE (© Beate Warkentien) Vorstand Ernst Szebedits (Murnau-Stiftung) mit Musikern und Partnern vom Hessischen Rundfunk und ZDF/ARTE (© Beate Warkentien)
  • Filmgespräch mit Dirigent Frank Strobel, Restauratorin Anke Wilkening (Murnau-Stiftung) und Redakteurin Nina Goslar (ZDF/ARTE) Filmgespräch mit Dirigent Frank Strobel, Restauratorin Anke Wilkening (Murnau-Stiftung) und Redakteurin Nina Goslar (ZDF/ARTE)

Die die fast vollständig wiederhergestellte Ufa-Großproduktion ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS (1925, Regie: Arthur von Gerlach) ist jetzt auf DVD wieder erhältlich!

In der Reihe "Musik und Film" des Hessischen Rundfunks wurde der restaurierte Stummfilm ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS (DE 1925) aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung aufgeführt. Bei dem Stummfilmkonzert (Fotos: Beate Warkentien/Europäische Film-Philharmonie) am Freitag, 17. Oktober im hr-Sendesaal wurde die Musik des genialen deutschen Stummfilm-Komponisten Gottfried Huppertz gespielt. Dirigent des hr-Sinfonieorchesters war Frank Strobel, der bereits mit den Huppertz-Kompositionen zu METROPOLIS und DIE NIBELUNGEN große Erfolge gefeiert hat. Bei der Veranstaltung kooperierte der HR mit ZDF/ARTE und der Murnau-Stiftung.

Über den Film und die Restaurierung 
Von Anke Wilkening

Obwohl gleichsam zu den Großproduktionen und ästhetischen Höhepunkte der UFA gehörend, befindet sich ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS (1923-25) heute im Schatten anderer Großproduktionen, die in der gleichen Periode entstanden, wie DIE NIBELUNGEN (1922-24) oder DER LETZTE MANN (1924). In den meisten Standardwerken der Filmgeschichte wird er erwähnt, doch wird er selten gezeigt und wenn, dann lediglich in Form einer gekürzten US-Version.

Ein Grund für das allmähliche Vergessen des Films mag darin liegen, dass der Regisseur Arthur von Gerlach weitaus weniger bekannt ist als Fritz Lang oder Friedrich Wilhelm Murnau. Als er im Premierenjahr des GRIESHUUS-Films im Alter von nur 49 Jahren starb, hinterließ er das schmale Oeuvre von zwei Filmen: VANINA-DIE GALGENHOCHZEIT (1922) und eben ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS. Eine mögliche Regietätigkeit bei einigen Fern Andra Filmen ist nicht nachgewiesen.

Thea von Harbou, zu dieser Zeit neben Carl Mayer die wichtigste Drehbuchautorin der UFA, war für die Adaption von Theodor Storms Novelle verantwortlich. Die Popularität Storms während der 20er Jahre sowie seine Stellung als Heimatdichter waren zusammen mit der in der Heidelandschaft angesiedelten Geschichte aus dem 17. Jahrhundert über die Liebe eines Adligen zu einer Magd, den Bruderzwist um das väterliche Erbe und schließlich dem Brudermord ein willkommenes Material für eine Großproduktion der UFA. Es ist kein Zufall, dass von Harbou auch die Adaption der Nibelungenlegende besorgte. DIE NIBELUNGEN war das andere, gleichzeitig produzierte Großprojekt der UFA, mit der ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS nicht nur das enorme Budget und die freie Hand für den Regisseur gemein hatte, sondern auch den nationalistischen Aspekt des Stoffs, gemäß der Absicht der Gründerväter der UFA, ein positives Deutschlandbild zu verbreiten.

Vor allem aber bezieht ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS seinen filmhistorischen Stellenwert dadurch, dass er ein typischer Film der UFA unter dem Produktionsleiter Erich Pommer ist. Der Film fällt genau in die Stilrichtung, die Pommer als Verkaufsstrategie entwickelt hat, einer Mischung historischer und mysthischer Stoffe, dargeboten in einer stilisierten Inszenierung. Auf diese Weise suchte er kommerzielle Erwägungen mit künstlerischen Ambitionen erfolgreich zu verbinden.

ZUR CHRONIK VON GRIESHUUS erfüllt alle Merkmale dieser Produktionspolitik: In fast zweijähriger Drehzeit entstand der Film in den Studios der UFA in Neubabelsberg ebenso wie an Originalschauplätzen in der Lüneburger Heide. In Tagesberichten informierte die Presse über die Dreharbeiten und zeigte sich beeindruckt über den Aufwand mit dem die mittelalterlichen Bauten naturgetreu nachgebildet wurden. Die hier entstandenen Architekturen übertreffen selbst den hohen Standard der UFA: So wurden die Heideburg der Familie Grieshuus, die Kirche und das Gasthaus in voller Größe von den Architekten Robert Herlth und Walter Röhrig errichtet.
Auf der Besetzungsliste fanden sich neben UFA-Star Lil Dagover so etablierte Darsteller wie Paul Hartmann, Rudolf Forster und Gertrud Welcker.
Kein Geringerer als Fritz Arno Wagner übernahm die Kamera. Er hat die düstere Stimmung der Heide ebenso eingefangen, wie es ihm gelang, die massigen Bauten mittels gewagter Kamerawinkel hervorzuheben. Seiner Kameratechnik ist es zu verdanken, dass der Film nicht dem Kitsch von von Harbous Drehbuch, das sich auf die melodramatische Seite der Liebesgeschichte konzentriert, erliegt.

Mit anderen Großproduktionen teilt GRIESHUUS das Schicksal, von der UFA bereits kurz nach der Premiere am 11. Februar 1925 gekürzt worden zu sein. Unterschiedlich gekürzte und getitelte Versionen wurden sogar parallel vertrieben. Vermutlich aus kommerziellen Erwägungen heraus beabsichtigte die Ufa eine Konzentration auf die melodramatische Liebesgeschichte, was an dem Titel JUNKER HINRICHS VERBOTENE LIEBE deutlich wird.

Die Restaurierung versucht, sich dem ursprünglichen Charakter des Films wieder anzunähern. Grundlage war ein im Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin/ Koblenz verwahrtes Originalnegativ des Films. Ergänzend wurden ein Duplikat der US-Version, ebenfalls aus dem Bundesarchiv-Filmarchiv, sowie überlieferte Teile der Partitur von Gottfried Huppertz aus der Sammlung des Filmmuseums Berlin, herangezogen. Auf Grundlage dieser Quellen sowie der im Originalnegativ erhaltenen Einstellungsnummerierung der Cutter wurden im Laufe der Zeit entstandene Schnittfehler korrigiert. Fehlende Teile konnten durch die US-Version ergänzt werden.

Unter den im Originalnegativ vorhandenen Blitztiteln verschiedener Typografie, die offenbar für die alternierenden Versionen verwendet wurden, konnte mithilfe der Partitur die früheste Typografie identifiziert werden.

Die Restaurierung des Films fand 2004/ 2005 in Zusammenarbeit von Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden und Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin/ Koblenz statt. L`Immagine Ritrovata, Bologna war für die technische Realisierung zuständig.

Förderverein

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