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ZIGEUNERBARON (DF)

Wiesbadener Premiere der digital restaurierten Fassung der Murnau-Stiftung: Die Handlung spielt 1741 in der Gegend um Temesvár, als 25 Jahre nach der Schlacht bei Belgrad Sándor Barinkay in die Heimat seines damals verstoßenen Vaters zurückkehrt.
Sandor hat Mumm. Der Fremde stellt sich mitten auf den Marktplatz und verhöhnt den wohlhabenden Schweinezüchter Zsupan auf das Übelste. Zsupan ist im Dorf alles andere als beliebt, da er sich einst den Besitz von Barinkay unter den Nagel gerissen hat, nachdem dieser gezwungen war, aus dem Dorf zu fliehen. Das ganze Dorf lacht über Sandors Reime, nur der dumme Zsupan hält das Lied für eine ernst gemeinte Ehrung. Doch was hat Sandor wirklich vor?

„An die Theaterfassung angelehnte Vorkriegsverfilmung der Operette von Johann Strauß. Gut gespielt und geschickt arrangiert.“ (Lexikon des internationalen Films)

Adolf Wohlbrück (1896-1967) als Sándor in einer seiner erfolgreichsten Filmrollen. Der Wiener Charakterdarsteller gehörte seit den 1930er Jahren zu den wichtigsten Schauspielern im deutschsprachigen Raum. In vielseitigen Rollen vom Verführer und Charmeur bis zum Abenteurer und düsteren Charakter überzeugte Wohlbrück. Als vehementer Gegner der Nationalsozialisten ging er 1936 nach England und setzte seine Karriere dort fort. Im Exilengagierte er sich für jüdische Schauspieler*innen und ihre Angehörigen.

Die Fremdbezeichnung „Zigeuner“ ist untrennbar verbunden mit rassistischen Zuschreibungen, die sich, über Jahrhunderte reproduziert, zu einem geschlossenen und aggressiven Feindbild verdichtet haben, das tief im kollektiven Bewusstsein verwurzelt ist. Das von bösartigen Vorurteilen einerseits und romantischen Klischees anderseits bestimmte Bild vom „Zigeuner“ wird auch in Form von Literatur, Filmen und Operetten bis heute verbreitet. Karl Hartls Verfilmung der Johann Strauß Operette entstand im Jahr 1935, als laut Definition des NS-Regimes „Volks- und Reichsfeinde“ keinen Platz in der deutschen „Volksgemeinschaft“ hatten.  Dazu zählten auch Sinti*zze und Rom*nja – von den Nazis als „Zigeuner“ bezeichnet –, die wie Juden*Jüdinnen schrittweise ausgegrenzt, entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.

Zur Einordnung des Begriffs verweisen wir auf einen Text vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.

Außerdem verweisen wir auf einen Text über die Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti*zze und Rom*nja in der NS-Zeit auf der Plattform LeMO.

In Kooperation mit dem Seniorenbeirat Wiesbaden.

Bild: Quelle Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Filmklassiker am Nachmittag
ZIGEUNERBARON
Regie: Karl Hartl, DE 1935, 113 min, DCP, DF, FSK: ungeprüft, mit Adolf Wohlbrück, Hansi Knoteck, Fritz Kampers
Einführung am 4.9.: Filmhistorikerin Dr. Rosemarie Killius, Eintritt: 5€


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