Der Essay-Film WORK IN TRANSITION zeichnet ein Bild von den Lebens- und Karrierekonzepten von Jobnomad*innen: Menschen, die ihren Beruf häufig ändern. Dabei reflektiert er Strukturen und Widersprüche der spätkapitalistischen Leistungsgesellschaft. Jobnomad*innen haben ungewöhnliche Lebensläufe, im Kontrast zur heutigen Spezialisierung der Arbeitswelt. Ihre Berufsbezeichnungen zeigen ein breites Spektrum an Fähigkeiten, aber auch eine komplexe, lange und nicht immer erfolgreiche Suche.
Ihr Interesse an verschiedenen Tätigkeiten und an deren Verschmelzung in ein ganz individuelles Know-How motiviert sie mehr als die Identifikation mit vorgefertigten Profilen. Sie arbeiten an einer Aufgabe so lange sie es möchten oder müssen, dann führt ihre eigene Fragestellung sie woanders weiter. Gehen sie den Weg zu ihren Zielen oder ist das sogar der Fluchtweg aus Entfremdung und Ausbeutung? Überwinden sie mit dieser Strategie die Ohnmacht in der sie sich befinden, innerhalb eines Unternehmens oder in der Gesellschaft?
Jobnomad*innen sind in der Tat nicht eindeutig zu lesen: Für manche sind sie unzuverlässig, ungeduldig, untreu und unentschieden, für andere mutig, vielseitig, spannend und klug. Ist Jobnomadismus ein Ausdruck der Notwendigkeit oder ist das nur in einer bestimmten Luxusposition möglich? Hat das etwas mit der menschlichen Natur zu tun? Und vor allem: Benötigt unsere Gesellschaft noch (oder gerade wieder) ewige Quereinsteiger*innen und Quasi-Universalgelehrte?
Emiliano Proiettis WORK IN TRANSITION wurde am 20. Oktober 2023 bei der Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises in der Kategorie „Bester Hochschulabschlussfilm“ ausgezeichnet.
Jurybegründung: „Der Filmemacher setzt selbstbewusst und sensibel zugleich seinen Blick auf ein wichtiges Thema unserer Zeit: Wie möchten wir in Zukunft leben? Was bedeutet Arbeit im Privaten und für die Gesellschaft? Die Erzählweise drängt sich dabei nie auf und schafft es, über eine kluge Auswahl an persönlichen Geschichten – unter anderem seine eigenen – etwas Größeres zu erfassen. Mit ungewöhnlichen Intervieweinstellungen und dem Blick fürs Detail bringt der Filmemacher die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Schmunzeln und zum Nachdenken.“
Der Regisseur:
Emiliano Proietti (geb. 1979 in Rom) studierte Kommunikationsdesign und Film an der Hochschule RheinMain sowie Lichttechnik an der Hochschule Rosenheim. Ab Oktober 2023 absolviert er ein postgraduales Studium im Fachbereich Kunst, Schwerpunkt Film, an der HfG in Offenbach am Main. Seit 2021 arbeitet er als Videoproduzent für verschiedene Unternehmen und Institutionen, als freiberuflicher Filmemacher, Videokonzeptioner, Kameramann und Editor, meist im kulturellen Bereich.
Die Moderatorin:
Bianka-Isabell Scharmann (geb. 1991) ist Film- und Medienwissenschaftlerin, Filmkritikerin und Autorin, sowie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Schnittstellenprofessur Kunst- und Mediengeschichte der Bildmedien an der Uni Köln. Sie erhielt ihren Master in Theater-, Film- und Medienwissenschaft von der Goethe-Universität Frankfurt. Außerdem studierte sie Kunstgeschichte in Frankfurt sowie am Institut für Kultur und Ästhetik der Universität Stockholm.
Als Grenzgängerin zwischen den Disziplinen zählen frühes Kino, Theorien, Philosophie und Ästhetik des Bewegtbilds, Mode und Film, Tanz und Film, Moderne Kunst (Fokus auf Film und Medien), Gender, Magazine sowie Ausstellungen zu ihren Schwerpunkten.
Sensor-Film des Monats.
In Kooperation mit dem Hessischen Film- und Kinopreis 2023.
Bild © Emiliano Proietti
Hessischer Film- und Kinopreis 2023
WORK IN TRANSITION
Regie: Emiliano Proietti, DE 2023, 54 min, DCP, OmU, FSK: ungeprüft
Gespräch mit dem Regisseur im Anschluss, Moderation: Bianka-Isabell Scharmann