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TAGEBUCH EINER VERLORENEN (DF)

Nach dem 1905 erstmals erschienenen, gleichnamigen Erfolgsroman von Margarete Böhme: Thymian, die Tochter eines Apothekers, wird von einem Freund ihres Vaters, Meinert, vergewaltigt und nach der Geburt des unehelichen Kindes von ihrer Familie verstoßen. Sie muss ins Heim, in welchem sie unter dem sadistischen Regiment des Vorsteher-Paares leidet. Als Thymian den mittellosen Grafen Osdorff kennenlernt, flüchtet sie mit ihm in die Großstadt und arbeitet dort im Bordell. Eines Tages trifft sie dort auf ihren eigenen Vater…

Der tragische soziale Abstieg einer jungen Bürgerlichen und eine deutliche Kritik an der Scheinheiligkeit und Perfidie des Bürgertums – nur wenige deutsche Filme der 1920er Jahre waren so stark umstritten und wurden einer so umfassenden Zensur und somit Verstümmelung unterzogen wie G. W. Pabsts letzter Stummfilm TAGEBUCH EINER VERLORENEN. 
Anlässlich einer Pabst-Retrospektive auf der Berlinale 1997 meldete die Cineteca di Bologna den Fund einer Nitrokopie, welche die meisten der bislang verschollenen Szenen aufwies: eine umfangreiche „Gymnastikunterricht“-Sequenz im Bordell, sadistische Szenen im Internat und die letztliche Bestrafung der Aufseher durch aufgebrachte Mädchen. Das Deutsche Filminstitut und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung übernahmen die komplette Rekonstruktion des Films und im Jahr 2013 ließ die Murnau-Stiftung die Restaurierung hochauflösend digitalisieren.

Regisseur G. W. Pabst verzichtet auf große Effekte und setzt stattdessen voll und ganz auf Louise Brooks. Für die US-amerikanische Schauspielerin Louise Brooks war TAGEBUCH EINER VERLORENEN bereits der zweite Film innerhalb eines Jahres unter der Regie von Pabst. DIE BÜCHSE DER PANDORA ist am 18. Mai ebenfalls bei uns zu sehen!

Pressestimmen:

„Und Louis Brooks geht in stummer Schönheit, erschrocken, trotzig, wartend, verwundert durch den Film, als das Mädchen, dem dies passiert. Fast wie ein schöner, tragischer Buster Keaton. Großäugig, infantil, in entzückenden Kleidern.“ (Berliner Tageblatt)

„In seinem letzten Stummfilm umschifft Pabst leidlich geschickt die Klippen des kolportagehaften Sujets und lotet jenseits einiger Sentimentalitäten die sozialen und moralischen Abgründe aus, so dass letztlich die Rettung umso wirkungsvoller ausfällt. Als filmhistorisches Dokument vor allem wegen der herausragenden Hauptdarstellerin sehenswert.“ (filmdienst.de)

Natalie Böttcher
Natalie Böttcher lebt seit 1998 und wirkt in Hamburg, ausgebildet an der Mussorgsky Musikhochschule und am Kultur-Institut in St. Petersburg. Sie hat den 1. und 2. Preise im internationalen Akkordeonwettbewerben 2003 und 2004 mit Trio Balalaika Nueva gewonnen.
Mit ihrem Repertoire wirkt sie auf vielen Bühnen wie z.B. dem Schmidt-Theater, Ohnsorg Theater, St. Pauli-Theater, Kieler Schauspielhaus etc.
Natalie Böttcher ist mit verschiedenen Projekten unterwegs so z.B. mit dem Trio Balalaika Nueva, den Hamburger Symphoniker, Giora Feidmann sowie mit dem beliebten Fernsehreporter Alfons bei Inas Nacht; Lesungen mit Jens Wawrczeck und Maria Hartmann, mit Till Demtröder und Clemens von Ramin.
Seit 2017 ist sie zusammen mit Birgit Lünsmann als "Ladies Ahoi" auf verschiedenen Bühnen zu sehen.
Seit 2020/21 vertont sie Stummfilme wie z.B. DIE CARMEN VON ST. PAULI von Erich Waschneck, TAGEBUCH EINER VERLORENEN von G. W. Pabst, RASPUTINS LIEBESABENTEUER von Martin Berger, THE LODGER von Alfred Hitchcock.

Sensor-Film des Monats.

Mit freundlichen Unterstützung von Hessen Film & Medien.

Bild: Quelle - Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Stummfilmerbe – neu aufgelegt / G. W. Pabst Retrospektive
TAGEBUCH EINER VERLORENEN
Regie: G. W. Pabst, DE 1929, 113 min, DCP, FSK: ungeprüft, mit Louise Brooks, Fritz Rasp, Arnold Korff
Mit Live-Musik von Natalie Böttcher am Akkordeon
Einführung:
Filmwissenschaftlerin Marie Dudzik, Eintritt: 12€/11€ ermäßigt
Veranstaltungslänge: 2 Stunden + 15 Minuten Pause


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