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KIND, ICH FREU MICH AUF DEIN KOMMEN (DF)

Wiesbaden-Premiere der digital restaurierten Fassung: Storch ist ein kleiner Foxterrier, der seinem Frauchen Lu dabei hilft, den passenden Mann zu finden. Die Fotografin hat ihm beigebracht, in Autos fremder Männer zu springen. Das Halsband verrät dann diskret Lus Adresse...

Der vielseitige und populäre Künstler Kurt Gerron (*1897) war in der Weimarer Republik ein Star in Film, Theater und Kabarett. 1933 führte er gerade die Regie bei dieser Ufa-Komödie, als er während des Drehs durch seinen regimetreuen Kollegen Erich von Neusser ersetzt wurde. Gerron floh in die Niederlande, wurde dort aber 1943 verhaftet und mit seiner Familie in das KZ Theresienstadt deportiert. Im August 1944 wurde er gezwungen, den Pseudo-Dokumentarfilm THERESIENSTADT. EIN DOKUMENTARFILM AUS DEM JÜDISCHEN SIEDLUNGSGEBIET zu inszenieren. Nach Abschluss der Filmarbeiten wurden Gerron, seine Frau und viele Mitwirkende, darunter auch Kinder, Ende Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und kurz nach ihrer Ankunft ermordet.

Vor dem Hauptfilm zeigen wir UND NELSON SPIELT – EINE TONFILM-SCHLAGER-REVUE (Regie: Hans Conradi, DE 1929, 13 min). Der Kurzfilm zeigt verschiedenste kabarettistische Sequenzen mit Bühnenstars der späten 1920er Jahre. Mittels filmischer Tricks wie bspw. Doppelbelichtungen und Überblendungen entsteht ein Kaleidoskop surrealistischer Szenen, zusammengehalten und kommentiert von der Musik Rudolf Nelsons und dem Jazz-Ensemble Weintraubs Syncopators.
 
Rudolf Nelson (1878-1960) war ein in den 1920er Jahren überaus erfolgreicher jüdischer Komponist, Pianist und Kabarettist mit einem Faible für die Kleinkunst. Er schrieb zahlreiche Revuen und Operetten und leitete seine eigenen Theater. Die prachtvollen, zugleich unpolitischen Nelson-Revuen waren ein Bestandteil der Goldenen Zwanziger in Berlin und prägten die Kunst- und Kulturszene der Weimarer Republik nachhaltig. Zahlreiche Stars der Zeit – Marlene Dietrich, Hans Albers, Wilhelm Prager – gaben seine Lieder zum Besten, die Tänzerin Josephine Baker trat in seinem Theater auf und Kurt Tucholsky verfasste Texte zu seinen Kompositionen. Nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte Nelson 1933 über Wien und Zürich nach Amsterdam, wo er das Exilkabarett La Gaité gründete. Den Einmarsch der Wehrmacht überlebte er in einem Versteck. Nach Kriegsende kehrte der „Altmeister des Kabaretts“ nach Berlin zurück und schrieb hier 1949 seine letzte Revue Berlin-W Weh mit Texten vom Günter Neumann.

Wir präsentieren das Filmprogramm im Rahmen der Reihe "27. Januar: Erinnern an die Opfer" zusammen mit dem Kulturamt Wiesbaden sowie mit der bundesweiten Kinoinitiative "27. Januar - 80 Jahre Befreiung Auschwitz-Birkenau".

Bild: Quelle - Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

27. Januar: Erinnern an die Opfer
KIND, ICH FREU MICH AUF DEIN KOMMEN
Regie: Kurt Gerron, Erich von Neusser, DE 1933, 78 min, DCP, DF, FSK: ungeprüft, mit Magda Schneider, Wolf Albach-Retty, Otto Wallburg
Vorfilm: UND NELSON SPIELT – EINE TONFILM-SCHLAGER-REVUE (Regie: Hans Conradi, DE 1929, 13 min)


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