„Heute bist Du der Erste, geachtet von Allen, ein Minister, ein General, vielleicht sogar ein Fürst – Weißt Du, was Du morgen bist?!“ Als ein alter Hotelportier zum Toilettenmann degradiert wird und seine Livree gegen einen Kittel tauschen muss, beginnt auch sein sozialer Abstieg.
Für den Einsatz der „entfesselten Kamera“ und den fast vollständigen Verzicht von Zwischentiteln ging F. W. Murnaus herausragendes Stummfilmdrama in die Geschichte ein. Ein positives Ende wurde Murnau von der Produktionsfirma Ufa aufgezwungen; er inszenierte es mit bewusst ironischer Übertreibung. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1924 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt.
„Dieser Film der Ufa-Lichtspiele [...] ist das zur seltenen Einheit gewordene Werk des Bilddichters, der Regie und der Darsteller. […] Eine Dichtung in Bildern, wie gesagt, in Bildern, die aus sich die Fabel entlassen, statt von ihr erst bestimmt zu sein. Ihre Abfolge und ihre Gestaltung, das Werk des Regisseurs Wilhelm Murnau, gibt das Letzte, das hier zu geben ist, man kann das Geschehen nicht ablösen von ihnen, es wohnt ihnen inne, die textlose optische Entfaltung selber ist zur einzig gemäßen künstlerischen Form geworden. […] Emil Jannings ist die Mitte der Dichtung, sein Portier eine Gestalt, die unvergeßlich bleibt.“ (Siegfried Kracauer, Frankfurter Zeitung, 11. Februar 1925)
Pianist Uwe Oberg
Uwe Oberg spielt regelmäßig Musik für Stummfilme im Murnau-Filmtheater, in der Caligari FilmBühne und dem Kino des DFFs, aber auch deutschlandweit und bei internationalen Filmfestivals. Seine Musik ist sowohl komponiert wie auch improvisiert, basierend auf Jazz und anderer zeitgenössischer Musik. Er gilt als einer der herausragenden deutschen Stummfilmmusiker. Obergs Musik ist immer mehr als Illustration, seine Performances sind einzigartig. Oft begibt er sich in außergewöhnliche Klanglandschaften, verwendet Live-Elektronik, taucht die Filme in neue Sounds und holt sie so ins Heute.
1962 in Offenbach geboren, begann Uwe Oberg mit sieben Jahren Klavier zu spielen, ging durch populäre Musikstile und landete in den frühen 1980er Jahren beim Jazz. Seit 1986 ist der Autodidakt Mitglied der KOOPERATIVE NEW JAZZ / art.ist Wiesbaden. Mit seinem einzigartigen und unverkennbaren Stil spielt Uwe Oberg an der Schnittstelle zwischen Jazz und neuer improvisierter Musik. Seit den 1980er Jahren ist er dort in zahlreichen Kontexten aktiv: Er spannt den Bogen vom Inside-Piano zu eigenen Kompositionen und der Musik von Monk. Seit 1990 arbeitet Uwe Oberg als Pianist. 2007 erhielt er den hessischen Jazzpreis. Weitere Informationen hier.
Mit freundlicher Unterstützung von Hessen Film & Medien.
Bild: Quelle Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Stummfilmerbe – neu aufgelegt / 100 Jahre
DER LETZTE MANN
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, DE 1924, 90 min, DCP, FSK: ab 0, mit Emil Jannings, Maly Delschaft, Georg John
Mit Live-Musik von Uwe Oberg am E-Piano
Einführung: Medienwissenschaftler Sebastian Schnurr
Eintritt: 12€/11€ ermäßigt