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135. Geburtstag Thea von Harbou

Thea von Harbou (*27. Dezember 1888 in Tauperlitz, gehört heute zu Döhlau; †1. Juli 1954 in Berlin) war als Theaterschauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin tätig. 

Sie schrieb die Romanvorlagen und Drehbücher zu einigen der bekanntesten deutschen Stummfilme wie Fritz Langs METROPOLIS oder DIE NIBELUNGEN und arbeitete auch mit anderen bedeutenden Stummfilmregisseuren wie F. W. Murnau zusammen. Die Autorin wurde einen Tag vor Murnau geboren. Sie schrieb Drehbücher zu vier seiner Stummfilme, darunter 1924 DIE FINANZEN DES GROSSHERZOGS – Murnaus einzige Komödie. Aus ihrer Feder stammen auch die Vorlagen zum Kriminalfilm ICH WAR JACK MORTIMER (DE 1935) und der Komödie ERZIEHERIN GESUCHT (DE 1945), die wir in diesem Monat zum ersten Mal im Murnau-Filmtheater zeigen.

Mit Lang verband von Harbou seit 1920 eine berufliche Zusammenarbeit, am 26. August 1922 heirateten sie. Bis heute steht von Harbous künstlerisches Schaffen dieser Zeit im Schatten ihres Ehemanns. Sie galt vor allem als seine Muse. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Lang sich vollkommen auf die Arbeit seiner Frau verließ. Er setzte die Vorlagen und Drehbücher fast ohne Änderungen um. Somit ist sie eine der wenigen deutschen Drehbuchautorinnen, die sich in der männerdominierten Filmindustrie durchsetzen konnte. 

Dass Thea von Harbou heute zu den bekanntesten Frauen der frühen Filmgeschichte zählt, liegt aber auch an ihren Verstrickungen im Nationalsozialismus. Im Gegensatz zu Fritz Lang, der nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 in die USA emigrierte, begrüßte von Harbou die Politik der neuen Machtinhaber. Anfang 1933 wurde sie Vorsitzende des offiziellen, gleichgeschalteten Verbandes deutscher Tonfilmautoren. Sie erhielt zudem die Chance, sich als Regisseurin zu beweisen. Doch ihre beiden Filme ELISABETH UND DER NARR (1933) und HANNELES HIMMELFAHRT (1934) floppten bei Publikum und Kritik. Ihr drittes Regie-Projekt KARUSSELL BERLIN wurde daraufhin aufgegeben. Von Harbou blieb jedoch eine vielbeschäftigte Drehbuchautorin. Sie zeichnete u.a. gemeinsam mit C. J. Braun für das Drehbuch des NS-Propagandafilms DER HERRSCHER (1937) verantwortlich. 1940 trat sie der NSDAP bei.

Im Zuge der Entnazifizierung war sie 1945 kurz im Lager Staumühle interniert. Ab 1948 war Harbou in Deutschland wieder für den Film im Bereich Synchronisation ausländischer Filme, wie etwa Carol Reeds DER DRITTE MANN, tätig. Noch in den fünfziger Jahren dienten ihre Romane als Vorlage für Monumentalfilme. Am 26. Juni 1954 durfte sie im Rahmen der Berlinale bei einer Vorführung von DER MÜDE TOD (1921) über den Film sprechen, dessen Drehbuch sie verfasst hatte. Beim Verlassen des Filmtheaters stürzte sie und zog sich so schwere innere Verletzungen zu, dass sie fünf Tage später im Alter von 65 Jahren in einem Berliner Krankenhaus verstarb.

Bild: Quelle DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

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